Kastelruterspatzen

Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?
Wenn man in einem Dorf wie Kastelruth geboren und aufgewachsen ist, dann lernt man sich eigentlich nicht kennen. Man wächst nebeneinander auf und kennt sich einfach schon immer – so scheint es jedenfalls. Auf jeden Fall kennen wir uns seit der frühesten Jungend.

Was genau bedeutet Schlagermusik für euch?
Wir leben mit der Musik. Sie ist unser Beruf und unsere Berufung. Jeder von uns hat noch einen «normalen» Beruf wie Landwirt oder Gross- bzw. Einzelhandel usw. Aber die Musik spielt immer schon eine sehr grosse Rolle in unser aller Leben. Wir beobachten auch die Kollegen und freuen uns, wenn es neue erfolgreiche Künstler gibt, wie Helene Fischer oder Andreas Gabalier. 

Ihr habt schon über hundert goldene Schallplatten, was ist das Geheimnis von eurem immer beständigen Erfolg?
Diese Frage wird uns sehr oft gestellt. Wahrscheinlich gibt es kein Erfolgsrezept oder -geheimnis. Ich glaube, wir hatten einerseits das Riesenglück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, genau da dann auch noch den Geschmack des Publikums getroffen zu haben. Und andererseits wissen unsere Fans es offensichtlich seit 30 Jahren zu schätzen, dass wir uns und unserer Musik treu geblieben sind. Dass wir in unseren Liedern immer wieder Geschichten aus dem Leben erzählen, mit denen sich die Menschen identifizieren können, war und ist zweifelsohne ein Teil des Erfolges. 

Seid ihr nervös, bevor ihr auf die Bühne geht?
Ja das sind wir und das ist auch wichtig, denn die Nervosität vor einem Auftritt ist auch ein Zeichen des Respektes dem Publikum gegenüber. Man will sein Bestes geben und man möchte, dass die Konzertbesucher hinterher mit dem Gefühl raus gehen, etwas Schönes erlebt zu haben. 

Am 11. bis am 13. Oktober war das Kastelruther Spatzen Fest, wie habt ihr das erlebt?
Das Spatzenfest ist für uns jedes Jahr wieder ein besonderes Ereignis. Unser Anspruch an uns selber ist da immer besonders hoch. Es ist quasi das «Heimspiel» und man kann es auch als das jährliche Highlight unserer Konzerte bezeichnen. Da oben zu stehen, vor ca. 15'000 Fans, die alle unsere Lieder mitsingen, die uns das Gefühl geben, dass sie unsere Musik lieben. Das ist nicht nur ein grossartiges Erlebnis, das ist für uns jedes Jahr wieder EIN GESCHENK.

Was für Pläne habt ihr für das nächste Jahr?
Ab November 2013 sind wir mit unserer Weihnachtstour unterwegs. Gleich im Januar 2014 geht es mit der Frühjahrstournee weiter. Im Juni findet wieder das Open Air in Kastelruth statt, dann arbeiten wir wieder an der neuen CD, die im September veröffentlicht wird. Und ein besonderes Ereignis steht auch quasi vor der Tür, ein Jubiläum: das 30. Kastelruther Spatzen Fest 2014.

Gibt es in der Volksmusik wirklich diese heile Welt, welche einem im Fernseher immer verkauft wird?
Ich weiss nicht genau, warum man sich ausgerechnet immer und ausschliesslich die Volksmusik heraussucht, um von «heiler Welt» zu reden. Schauen sie sich mal in der Romanwelt um oder auch bei Fernsehfilmen. Auch da garantieren Inhalten wie Liebe, Sehnsucht, Vertrauen, Happy End, usw. gute Verkaufszahlen. Abgesehen davon ist die Aussage mit der «heilen Welt» nicht ganz korrekt. Zum einen erzählen wir in unseren Liedern oft über Krankheit, über Vertrauensbruch, über Not, etc. Meist ist ein Hoffnungsschimmer dabei. Aber das darf in der Musik zweifelsohne so sein, denn das Leben ist «realistisch» genug und das ist auch gleich der nächste Aspekt. Es ist nichts Negatives dran, wenn man den Menschen in den Liedern eine gewisse Hoffnung auf einen guten Ausgang gibt («verkaufen» klingt so kalkuliert). Es ist wie ein Gespräch unter Freunden. Einer hat vielleicht gerade Kummer, der andere tröstet und gibt Halt. 

Wie gross ist der Konkurrenzkampf unter Kollegen?
Ich kann nur von unserer Perspektive sprechen. Wir kämpfen nicht um den Erfolg. Wir freuen uns drüber. Viele Kollegen freuten und freuen sich mit uns. Andere halten sich mit der Freude zurück. Letztendlich entscheidet der Konsument, was er hören und kaufen möchte. Und der kann auch zwei oder drei Gruppen oder SängerInnen gut finden. Neid und Missgunst bringt da niemanden weiter.

Wo findet ihr die Ruhe nach den Auftritten?
Immer daheim. Wenn wir wieder in Kastelruth sind. Auf der Alm oder schlicht und einfach zu Hause bei der Familie.

Welchen Einfluss hat eure Karriere auf das Privatleben, könnt ihr das gut voneinander trennen?
Wenn man über 30 Jahre lang Musik macht, dann hat die Karriere natürlich Einfluss auf das Privatleben. Das ist in jedem anderen Beruf genau so. Man erzählt daheim, was man erlebt hat. Man ist oft unterwegs und bei uns ist es dann auch so, dass viele Fans nach Kastelruth reisen, um unsere Heimat zu erkunden und auch um uns zu treffen. So eine richtige Trennung ist dann oft nicht möglich. Wichtig dabei ist, dass man eine gewisse Grenze nicht überschreitet. Aber ich denke, unsere Fans respektieren das.

Was möchtet ihr euren Fans noch mitteilen?
Das, was wir oft bei den Konzerten zu unseren Fans sagen. Nämlich, dass wir froh und vor allem dankbar sind, dass unsere Fans uns über so viele Jahre begleiten. Sie stehen zu uns und sie bestätigen uns, dass unser musikalischer Weg der richtige ist. Sie ermöglichen es, dass wir unsere Liebe zur Musik leben dürfen und das wissen wir zu schätzen.

 

Steckbrief

Norbert Rier
Homepage: www.kastelrutherspatzen.com

Wohnort: Kastelruth
Geburtsdatum: 14. April 1960
Sternzeichen: Widder

Hobbys: Wandern, reiten und faulenzen 
Lebensmotto: Ehrlich währt am längsten.